Unwetter, Überschwemmungen & andere Katastrophen
Comano/Lugano - Morcote: Das erste Mal verwache ich in diese Nacht um 3.00 Uhr. Der Besuch des Nachbars will sich an unserem offenen Fenster vorbei schleichen, aber Emma beweist ihre
Wachhundqualitäten. Kurz danach ziehen Gewitter vorbei, wie ich sie noch selten erlebt habe.
Es blitzt Taghell und donnert halbe Erdbeben. Es regnet oder besser gesagt, es schüttet wie aus Kübeln. Ich bin zu diesem Zeitpunkt immer noch optimistisch, dass der ganze Spass ab 9.00 Uhr
vorbeisein sollte. Nach dem Frühstück verlassen wir um 8.30 Uhr das Haus. Da gerade wieder ein ausgiebiger "Gutsch" kommt, entscheide ich, wir fahren mit dem Postauto zum Bahnhof Lugano. Wäre es nach
Emmagegangen, hätten wir das Haus erst gar nicht verlassen müssen. Die Strassen zur Haltestelle haben sich in Bäche verwandelt, die Schächte können die Wassermengen nicht mehr schlucken. Wir sind
bereitsvon diesem kurzen Spaziergang klatschnass. Vom Bahnhof Lugano laufen wir nach Paradiso, es ist für einen Moment halbwegs trocken. In der Stadt ist es noch ruhig, es wird überall fleissig
aufgebaut.Von Morgen, Donnerstag bis Sonntag findet das Harley Davidson Treffen der Schweiz statt, zig Tausend Leute werden erwartet. Unser Ziel ist es, den Aufstieg zum San Salvatore mit dem
Funiculaire abParadiso zu machen. So könnte es klappen, dass wir den anschliessenden Höhenweg im Wald nach Morcote in einer Trockenphase so schnell als möglich hinter uns bringen. Bei der Talstation
angekommen,entnehmen wir dem ausgehängten Schild, "Bahn fährt aufgrund des schlechten Wetters nicht". In diesem Moment zieht nochmal ein riesen Gewitter an uns vorbei. Wir flüchten ins Restaurant und
müssenunsere Pläne überdenken. Der steile Aufstieg auf den San Salvatore wäre zu diesem Zeitpunkt absolut unverantwortlich. Eine Alternativroute untenrum gibt es nicht. Es verläuft alles der
Hauptstrasseentlang, teilweise ohne Trottoir. Es sind für den ganzen Tag Gewitter angekündigt, Überschwemmungen und Hangrutschgefahr. Meine Cousine die bei der Ambulanz Lugano als
Rettungssanitäterinarbeitet, hat mir bereits am Morgen ins Gewissen geredet. Ich wollte es nicht wahr haben und hoffte bis zuletzt, das Wetter könnte umschlagen. Aber wir sind eben nicht im Rheintal
wo der Fön kommt.Die Vernunft siegt, die heutige Etappe fällt im wahrsten Sinne ins Wasser.
Was nun mit dem angebrochenen Tag? Ich recherchiere über Alternativprogramme. Alleine mit einem Hund in Lugano nicht ganz so einfach. Schiffrundfahrt? Wo möglich am Ende beide Seekrank bei diesen
Wetterverhältnissen. Zollmuseum? Emma nicht erwünscht. Bier trinken? Es ist erst 10.00 Uhr Morgens. Am Schluss bleibt der Zoobesuch oder der Foxtrail (Schnitzeljagd) übrig. Im Zoo wird sich ja eh
auch alles verkrochen haben, also melden wir uns spontan zum Foxtrail an. Zurück zum Bahnhof und dem Fuchs hinterher. Emma schnüffelt und ich löse die Rätsel, Dreamteam. Die Schnitzeljagd führt
unsan schönen, sehenswerten Orten vorbei. Wir staunen aber auch über die Bausünden und Verschandelungen hier im sonst so Sonnenverwöhnten Tessin. Nach rund vier Stunden, inklusive Pause treffen
wir im Ziel ein. Während der Mittagspause hat uns die Patrouille Suisse ihre Flugmanöver vorgeführt. Mittlerweile ist die Strasse am See wegen dem Treffen gesperrt, wir Flanieren nach Paradiso.
Damit ich noch genügend Akku für die Fahrt und Navigation zu unserer Unterkunft in Melide habe, kehren wir ein und ich lade mein Handy. Um 17.27 Uhr fährt der Bus nach Melide, wir stehen
wiedermal im strömenden Regen. Ich verliere die Geduld und habe auf einmal das Gefühl der Bus um 17.17 Uhr könnte mich auch ans Ziel bringen. Falsch gedacht, er bringt uns an A..... des Tessins.
An der Endstation steigen wir aus und warten bis der Bus kommt, der wieder in die Gegenrichtung fahren sollte. Bravo, der kommt nicht. Also nehmen wir irgendein Bus, der bringt uns immerhin zum
Hauptbahnhof Lugano.Von dort aus möchten wir dann den Zug nach Melide nehmen, den vom Busfahren haben wir jetzt die Schnauze voll. In der Stadt das totale Verkehrschaos. Um von der zweitletzten
zur letzten Station zukommen, benötigen wir 3/4 Stunden im Stau. Der Chauffeur öffnet die Türen auch auf nachfragen von Passagieren nicht, dann hätte man mit laufen das Ziel schneller erreichen
können. Wäre dafür zum etwa 10. Mal im strömenden Regen gestanden. Endlich angekommen, ich lasse alle vor mir aussteigen, bevor ich mit Emma rausgehe. Ich stehe draussen, ein Ruck und die Leine
fliegt mir aus der Hand. Ich schaue zurück, die Flexileine voll ausgezogen, am Ende die geschlossene Bustüre. Emma! Zwei Passanten helfen mir sofort, das der Chauffeur nicht abfährt und die Türe
sich wieder öffnet. Oh jeh, wenn ihr dieses Bild von Emma, zurückgeblieben im Bus hättet sehen können. Mittlerweile habe ich drei Züge verpasst, den vierten erwische ich, weil dieser auch
wiederum Verspätung hat. In Melide angekommen ist mein Akku natürlich wieder auf den letzten 3 Prozent, aber Gottseidank ist die Unterkunft angeschrieben und ich finde sie auch ohne Handy. Nach
dieser Odyssee, kommen wir endlich kurz vor 20.00 Uhr, in unserem Zimmer an. Wenigstens müssen wir heute nicht mehr waschen. Morgen sollte sich das Wetter wieder normalisiert haben und meiner
letzten, der 33. Etappe steht hoffentlich nichts im Weg.
Distanz immerhin 12 Kilometer neben dem ganzen Bus fahren
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