2. Tag Hitzewelle 2017
Osco - Anzonico: Der mittlere Teil der Strada alta gilt als der angenehmste und reizvollste. Es wird angepriesen, dass es kaum Höhenunterschiede hat und grösstenteils auf Naturbelag gelaufen wird.
Lassen wir uns überraschen.
Am Morgen nach dem Frühstück ist alles noch in bester Ordnung. Wir beginnen mit einem steilen Abstieg. Nachher traversieren wir lange Zeit den Bergen entlang. Die Aussicht bleibt mir wegen dem
Waldverborgen. Sobald es ein wenig aufwärts geht, merke ich, dass von meinen Beinen nicht viel zu erwarten ist. Sie sind leer und es ist heiss. Das gestrige Abendessen, Salami und trockenes
Toastbrot, hat die Regeneration bestimmt auch nicht gerade angekurbelt. Vielleicht hat eines der Bergdörfer, das ich heute durchquere einen Laden, obwohl Google Maps nichts verspricht. Wir passieren
das erste Dorf, nichts. Es ist nur eine Anhäufung mehrer Häuser und einem Briefkasten. Um wieder auf den Wanderweg zu kommen, müssen wir durch ein Kuhgehege. Es hat aber nirgends eine Möglichkeit den
Zaun zuöffnen. Hinüber zu klettern fällt aus, für das bin ich zu klein. Also schmeisse ich mich bäuchlings hin und krieche. Emma habe ich abgeleint, sie wartet auf der anderen Seite. Und dann kommt
sie angerannt, die eine neugierige Kuh. Ich immer noch in der Bauchlage, Emma und die Kuh, Nase an Nase. Emma ist wie erstarrt, ich richte mich auf und kann sie greifen. Die Kuh hat uns aber den Weg
abgeschnitten, zu zweit passen wir neben einander nicht durch. Entweder wieder unter dem zwickenden Zaun zurück oder einzeln an der Kuh vorbei. Ich schicke Emma voraus und ich hinten nach.
Tatsächlich klappt alles, wie ich mir das vorgestellt habe. Situation erfolgreich überstanden.
Weiter geht es. Wir kommen nochmals an zwei Dörfer vorbei, ebenfalls nichts, nichts, nichts. Gut habe ich gestern nicht die ganze Salami gegessen, so fällt das Mittagessen doch nicht ganz aus. An
einem schattigen Ort, etwa eine Stunde vor Anzonico lassen wir uns nieder. Wie es sich für den Süden gehört, machen wir eine lange Siesta. Wir brechen auf zum Endspurt, der beinhaltet leider auch
noch einen letzten, schier endlos wirkenden Aufstieg. So herb erging es mir bis anhin noch nie, wenigstens haben wir immer noch ausreichend Wasser dabei. Das im Wanderführer erwähnte Grotto, hat
auch nicht mehr offen. Schade, das hätte ich mir jetzt gegönnt. Am Ziel angekommen freue ich mich auf meine Unterkunft und deren eiskalten Eistee. Und dann, das Restaurant hat geschlossen. Ja
richtig vermutet, es hat auch hier im Dorf ansonsten nichts. Nun ist der Tiefpunkt des heutigen Tages definitiv erreicht. Ich melde mich bei der Telefonnummer, die an der Türe hängt und gleich
darauf kommt eine ältere Dame zu mir. Sie zeigt mir mein Zimmer und fragt mich als sie merkt, dass ich kein Italienisch kann, ob sie Französisch sprechen dürfe. Ja sicher, kein Problem, verstehe
ich etwa gleich viel. Und dann erklärt sie mir, dass sie für mich Abendessen machen, ob Salat und Pasta mit Fleisch passt. Très bien, merci beaucoup! Es war das beste Voressen, das ich je hatte,
obwohl ich Voressen nicht so mag. Im Restaurant hängen überall Bilder von Michaela Figini, sie stammt hier aus der Leventina. Der rote Rennanzug mit den gelben Streifen, Erinnerungen,
Erinnerungen, waren das noch spannende Winter. Nun geniesse ich die kleine Abkühlung durch den Sommerregen, der allerdings auf dem Boden sofort wieder verdunstet. Morgen geht es nach Biasca, 34
Grad werden erwartet. Vielleicht kann ich dann meinen gestern erwähnten Pullover, als Turban gegen die Hitze um meinen Kopf wickeln 👳🏼♀️
Distanz 13 Kilometer, 580 Höhenmeter
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Monika (Mittwoch, 21 Juni 2017 21:17)
Nach diesen 6 Wochen bist du für fast alle Lebenslagen vorbereitet und meisterst die "easy".