25. Etappe

Strada alta

Airolo - Osco: Bereits am Morgen früh ist es warm und gibt einen kleinen Vorgeschmack auf den Rest des Tages. Nach dem Frühstück starte ich mit dem wahrscheinlich schwerstem Rucksack seit Beginn der Reise. Da ich noch bis für Freitag Abend Hundefutter dabei habe und mit Getränkeflaschen aufgestockt habe. 
Am Morgen ist noch nicht viel los in Airolo. Kein Vergleich zu gestern Abend, als die Soldaten Ausgang hatten. Als ich so durch das Dorf laufe, fallen mir die ganzen tristen Farben der Fassaden auf. Fast alle Häser haben den gleichen, in die Jahre gekommenen Farbton. Von Fassadenrenovationen haltet man hier im Süden anscheinend nicht viel. Vielleicht sollte man hier ein Malergeschäft eröffnen. Ich hätte ein paar ganz bunte Ideen. Als wir aus dem Dorf draussen sind und erstmals auf den Wanderweg kommen, ist dieser ganz verwachsen. Es ist eine Gasse, links und rechts mit Steinen eingesäumt, aber nicht begehbar. Wir weichen aus und sind gespannt, wie denn der Rest der heutigen Etappe ausfallen wird. Als wir durch ein Dorf laufen, ist da ein freilaufender, dicker, etwas älterer Bless. Emma und ich bereiten uns auf die Situation vor, da werde ich vom Haus neben an auf Deutsch angesprochen. "Ist es ein Weibchen? Er muss halt alle beschnuppern, um Hallo sagen". Emma gibt zu verstehen, dass er dann doch ein bisschen zu nah und aufdringlich geschnuppert hat. Sie fragen mich, was für Rassen Emma beinhaltet. "Ah, Schäferhund, dann kommt das scharfe/aggressive von dort". Sie hätten einen reinrassigen Appenzeller, friedliebend. Bla, bla, bla, wünsche ihnen noch einen wunderschönen guten Tag und würde es mal mit der Hälfte Futter probieren. 

Bis zur Mittagspause laufen wir an der Sonne. Gottseidank hat es immer wieder mal ein Brunnen um Emma abkühlen zu lassen und die Wasserflaschen aufzufüllen. Ich komme mir vor wie ein Durchlauferhitzer. Um einen geeigneten Platz für die Mittagspause zu finden, gestaltet sich schwieriger als anzunehmen. Den einen Aufstieg wollen wir noch machen und uns dann im Schatten niederlassen. Es hat sogar eine Bank, aber die ist vom einzigen, aber wirklich einzigen Menschen den ich auf der ganzen Strecke laufen gesehen habe, besetzt. Neben einem laut rauschenden Bach geniessen wir unser Menü. Für die zweite Cervelat, normalerweise Retos Anteil, bietet sich Emma an. Anschliessend beginnt der Abstieg im Wald. Einiges angenehmer im Schatten, aber nicht ganz ohne, da es ein recht steiler, steiniger und wurzeliger Untergrund ist. Es ist genau Emmas Terrain, sie fühlt sich wohl. Ihr Blicke scheinen manchmal zu sagen; mach mal vorwärts. Ab Bosco d'Öss laufen wir wieder an der Sonne. Vor unserem letzten Aufstieg nach Osco, machen wir nochmals eine Pause. Beim Aufstieg leine ich Emma ab, damit sie jeweils schneller an die wenigen Schattenplätze kommt und nicht auf mich warten muss. In Osco angekommen freuen wir uns auf ein kühles Getränk in einer Gartenwirtschaft. Tja, zu früh gefreut. Meine Unterkunft hat das Restaurant Dienstags geschlossen und das zweite Restaurant im Dorf hat Ferien. Eine Einkaufsmöglichkeit? Fehlanzeige. Ich entdecke zum Glück noch ein kleiner Selbstbedienungsladen mit Salami und Käse. So musste ich mir immerhin nicht lange den Kopf zerbrechen, was es zu Abendessen gibt. Nun heisst es viel trinken und gut erholen, damit wir für die kommenden Hitzetage fit sind. Morgen geht ein grosser Teil der Tour durch den Wald. Buh und wenn ich eine Post finde, schicke ich meinen ultrawarmen Merino Ortovox Pullover und meine langen Hosen nach Hause. Auch wenn es gemäss Reto auf über 1000 Meter über Meer kalt werden kann. Wann? In der Nacht, wenn ich am Schlafen bin. Herr Kellers Weisheiten, hätte ich doch nur auf mein Bauchgefühl gehört 😘

Distanz 18 Kilometer, 880 Höhenmeter Aufstieg, 880 Höhenmeter Abstieg 

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