20. Etappe

In den Startlöchern zum Gotthard

Seelisberg - Erstfeld: Eigentlich wäre der richtige Titel " ich leide", aber ich bin ja dafür selber verantwortlich. Deshalb betrachten wir das ganze doch aus einem anderen Blickwinkel. Nämlich, dass ich mit dem Erreichen von Erstfeld, in den Startlöchern zum Anstieg zum Gotthard stehe.
Die Nacht mit der Schulklasse nebenan war kein Problem. Emma hat sich in ihrer Höhle, unter dem Bett verkrochen und nimmt die Situation recht locker. Um 21.30 Uhr mussten alle Schüler ihr Handy abgeben und bekamen es erst heute nach dem Frühstück wieder. Die Lehrer möchten so vermeiden, dass keine Fotos und Videos gemacht werden und allenfalls auf dem Netz landen. Natürlich, die neuen Medien/Geräte bringen nicht nur Positives mit sich, soweit hatte ich bei der Sammelaktion gar nicht studiert. Ich stelle keine Gefahr dar und darf meines behalten.

Nach dem Frühstück starte ich mit einer halben Stunde Vorsprung gegenüber der Schulklasse. Wäre ich doch nur nach ihnen gestartet, denn ich komme nicht gerade spritzig in die Gänge. Mein rechtes Knie schmerzt bereits die dritte Nacht. Beim Laufen beeinträchtigt es mich nicht, nur in der Nacht zieht es mir dem Innenband entlang wie ein Krampf. Was mir mehr Sorgen bereitet, ist mein rechtes Knie, das sich beim Laufen nicht mehr ganz durchstrecken lässt und mir Schmerzen bereitet. Oh weiha, wird schon irgendwie gehen. Natürlich startet dann die Etappe auch genau mit 1035 Meter Abstieg nach Bauen. Die Steintreppen sind vom Regen von vorhin auch richtig schön rutschig. Vielen Dank an alle Instanzen, die es heute mit mir so gut gemeint haben. Als wir nach Isleten aus den Tunnels kommen, regnet es leicht. Wir als wasserscheue Schönwetterwanderer legen deshalb im Restaurant eine Pause ein. Einige Zeit später kommt die Schulklasse vorbei und legt ebenfalls eine Pause auf dem Parkplatz ein. Blöd, ich muss doch auch langsam weiter, aber dann sind die halt wieder hinter mir. Wenn ich dann mal angelaufen bin, geht es mir eigentlich ganz gut. Tempo passt, die Blase die sich auf meiner Fusssohle gebildet hat, kann ich auch ganz gut ignorieren. Nur nicht anhalten, hinsetzen oder wenn möglich versuchen in den Knie zu fotografieren. Emma weiss nicht so recht wie reagieren, als sie mein gestöhne beim Versuch wieder aufzustehen, hört. Sie ist allgemein eine gute Zuhörerin, aber eine mässige Gesprächspartnerin.

Nach dem Urnersee, führt uns der Weg der Reuss entlang. Dort verbringen wir unsere Mittagspause. Jetzt wo es weit und breit keinen Schatten mehr hat, kommt natürlich auch wieder die Sonne in ihrer vollen Kraft hervor. Vielen Dank an den Wettergott dafür, aber Emma und ich sind wirklich nicht gerade Südländisch angehaucht. Ich stampfe Richtung Erstfeld, Emma mit circa zwei Meter Abstand hechelnd hinterher. Wir hätten bestimmt ein tolles Bild abgegeben. Leider habe ich niemanden gefunden der dies hätte festhalten können. In Erstfeld angekommen steuere ich die Apotheke an, ein Wundermittel muss her. An der Kasse bekomme ich, nach langem wühlen in der Schublade, noch ein Gratismuster. Sun Gel für überempfindliche, zu Sonnenallergie neigende Haut von Louis Widmer. Wie hat die Verkäuferin das bloss erkannt? Nach dem Einkauf, finden wir unsere Unterkunft schnell und einfach. Das Restaurant hat heute geschlossen, der Schlüssel liegt im Briefkasten. Wann es Morgen Frühstück gibt oder ob sie überhaupt öffnen, da Fronleichnam ist, sei dahingestellt. Auf der Homepage finde ich die Öffnungszeiten auch nicht. Dafür werben sie, dass man mit etwas Glück, den "Alpen-Tornado" Bruno Risi antreffen kann, um zu fachsimpeln. Schade, er hätte mir aus seiner Zeit als Sechstagerennfahrer, bestimmt Tipps zur Express Regeneration geben können. Nun ist ausruhen, Beine hochlegen und salben angesagt. Morgen sieht die Welt bestimmt schon wieder anders aus.

Distanz 23 Kilometer, 705 Höhenmeter Aufstieg, 1035 Höhenmeter Abstieg

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